Vor- und Nachteile der Stieren-Haltung
Als leidenschaftliche Bergbäuerin ist es mir ganz wichtig, auch in der Tierzucht mit der Kraft der Natur zu arbeiten. Darum hatte
ich mir schon mein halbes Leben einen eigenen Stier gewünscht, den ich mir mit Einwilligung meines Mannes endlich im letzten Frühling 2018 kaufen durfte. Im letzten
Sommer genoss unser «Stiär Viktor» die tägliche Sommerweide auf der Bergalp in seiner Kuhherde. Noch nie hatte ich in meinen fast vierzig Bergälpler-Jahren so eine harmonische Viehherde
erlebt. Aber ein «Stiär isch ä Stiär» und kann ab und zu auch einen «Stiärägrind» haben!
Es gilt, den richtigen, vertrauten Umgang mit diesen männlichen feinfühligen Wesen wieder zu erlernen. Ja, einen Stier zu halten
braucht viel Mut und Vertrauen, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann. Darum wünsche ich auch vielen anderen TierhalterInnen, wieder den Mut und das Vertrauen zu finden, Horntiere in ihrer
ganzen vollkommenen Wesensart zu halten.
Auch der Umgang mit den gefährlichen Maschinen: Traktor, Transporter, Seilwinden, Krahn, Stapler, Autos, Motorrad... muss gelernt
sein,
man muss dringend die Verkehrsregeln beachten sonst kann dies zu fatalen und tödlichen Unfällen führen!
Eine der Motivationen für meine Stieren-Haltung können Sie hier im
angefügten Film schauen. Es ist ein schlimmes Geschäft, das schon seid gut 30 Jahren geführt wird, zum Teil wird mit dem tierquälerischen
gewonnenen Blutserum von Pferden, die Tiermast und die Fruchtbarkeit in verschiedenen Tier Kategorien wie (Schweine, Rinder und auch Pferde...) gesteigert. Diese Medikamente,
Hilfsstoffe (Tierarztneimittel) werden auch in Europa verkauft, somit auch in der Schweiz. Deswegen setze ich mich aus tiefster Überzeugung, für eine möglichst natürliche Tierhaltung
ein.
Denn jeder Schritt, den wir ohne Natur machen, ist schlussendlich
ein Schritt gegen die NATUR.
Anfänglich hatte ich riesen Respekt und wirklich auch
Angst unseren "Stiär Viktor" zu Führen und zu Händeln, weil ich diesen Tierumgang mit den männlichen Rinder Wesen nie kannte und erlernen durfte. Zu meiner Zeit als kleines Kind auf dem
Bauernhof wurde die Stieren Haltung intensiv durch den technischen Fortschritt, die (KB) ganz einfach und unbewusst von der Menschheit ersetzt.
Ja man hat angefangen, sozusagen diese Stiere unnatürlich in
Gruppenhaltungen, auf gut und tiergerechten Stallungen zu halten.
Aber fern ab eines sozial austauschenden Umfeldes einer normalen
Tiergemeinschaft.
Gerne nahm ich mir den Rat eines erfahrenen Stieren Halters zu Herzen, er sagte einfach:
"Tägliche Übung, Erfahrung und Grund Wissen macht den MEISTER. Es werden ab und zu neue Horntier -"Stiärävideos" aufgeschaltet!
Und WEITER geht`s:
Wenn wir einen eigenen Stier in der Herde halten, dann ist der natürliche Kreislauf vollkommen und Kühe und Rinder werden
besser "stiärig".
Es braucht keine andere tierische, künstliche oder synthetische Hilfsmittel mehr, sofern die Viehherde ihr
richtiges und gutes Grundfutter bekommt und die Haltung möglichst naturnah geschieht.
Welche wichtigen Aufgaben ein richtig guter "Stiär" in
seiner Viehherde übernimmt, können wir in den angefügten Kurz Videos sehen.
Es werden ab und zu neue Horntier -"Stiärävideos" aufgeschaltet!
Ein "Stiär" bewacht und deckt nicht nur seine Herde, sondern
er...
NACHTEILE der Stieren Haltung sind: ein Stier zu Halten und
zu Pflegen gibt Arbeit, kostet auch etwas Geld & Zeit und bringt auch einen grösseren Risikofaktor der Sicherheit des Menschen gegenüber mit sich, als nur den Umgang mit
Kühen.
Wenn der "Stiär" nicht so gute Erbfaktoren mit sich
bringt, wirkt sich dies halt auf die Nachzucht negativ aus...
Mit liäbä Griässli, Priska Welti
Kühe leiden unter dem Enthornen ein Leben lang
Online-Ausgabe Luzerner Zeitung von Eva Novak 19.8.2018
Erstmals zeigt eine wissenschaftliche Studie, dass das Ausbrennen der Hörner die Schmerzempfindlichkeit eines grossen Teils der Kälber beeinflusst
– ihr ganzes Leben lang.
Es gebe keine Studien, «die belegen, dass das Enthornen das Wohlergehen der Tiere unverhältnismässig beeinträchtigt»: So argumentierte der Bundesrat in seiner
Botschaft zur Hornkuh-Initiative und beantragte folgerichtig, diese zur Ablehnung zu empfehlen. Doch nun, nachdem das Parlament der Regierung gefolgt ist, besagt eine wissenschaftliche
Untersuchung das Gegenteil. Sie zeigt, dass Kälber nicht nur gleich nach dem Ausbrennen der Hornansätze an Schmerzen leiden, sondern noch Monate danach.
Zu diesem Befund zu kommen, war nicht so einfach – schon nur, weil Tiere nicht sprechen können. «Schmerz ist eine individuelle Empfindung, und das lässt sich nur
mit Worten beschreiben», sagt Claudia Spadavecchia, Professorin für Veterinäranästhesiologie und Schmerztherapie an der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern. Verhaltensänderungen seien
bei chronischen Schmerzen nicht zu erwarten, denn Rinder seien von ihren Anlagen her Beutetiere: «Um Raubtieren nicht als leichte Beute aufzufallen, dürfen sie chronischen Schmerz nicht zeigen
und versuchen, ihn zu verstecken.»
Erhöhte Empfindlichkeit auch drei Monate danach
«Was Tiere genau empfinden, können wir nur aufgrund ihrer Reaktion auf gut quantifizierbare Reize erahnen», so Spadavecchia. Dies vor Augen, bediente sich ihr Team
der Uni Bern innovativer neurophysiologischer sowie physikalischer Methoden, um den gefühlten Folgen des Enthornens auf die Schliche zu kommen. Mit speziellem Laser, einem druckerzeugenden
Gerät und sogenannten Von-Frey-Filamenten wurde geprüft, wie empfindlich 30 Kälber auf Druck am Kopf rund um den Hornansatz reagieren. Der erste Teil der Studie, dessen Ergebnisse im Februar
dieses Jahres publiziert wurden, bezog sich auf die Zeit unmittelbar nach dem Eingriff. Danach litten in den ersten 24 Stunden nach dem Wegbrennen der Hörner praktisch alle untersuchten Kälber
an Schmerzen, obwohl sie während des Eingriffs bestmöglich mit lokalen Betäubungs- und Schmerzunterdrückungsmitteln versorgt worden waren. Dies galt unabhängig davon, ob die Enthornung
bereits eine Woche oder erst vier Wochen nach der Geburt vorgenommen wurde.
Brisanter ist der Befund des zweiten, noch nicht veröffentlichten Teils der Untersuchung. Erstmals überhaupt zeigte sich, dass die erhöhte Schmerzempfindlichkeit
bei 38 Prozent der enthornten Kälber auch drei Monate später noch anhielt. Sie empfanden schon bei leichter, normalerweise nicht schmerzhafter Berührung Schmerz und reagierten empfindlicher
auf schmerzhafte Reize als nicht enthornte Artgenossen.
Schelbert kritisiert den Bundesrat
Was heisst das für die betroffenen Tiere? Um ihren Kopf zu schützen, sind sie etwa bei Interaktionen mit anderen Tieren eingeschränkt oder bewegen den Kopf beim
Fressen durch die Gitterstäbe so wenig wie möglich, damit es ihnen nicht wehtut. Diese Strategien mussten die untersuchten Kälber ihr ganzes Leben lang anwenden. Denn das dauerte so lang wie
die Studie, im Alter von drei Monaten wurden sie geschlachtet.
Wie sich die Schmerzempfindlichkeit später entwickelt, wurde bisher nicht analysiert. «Es könnte sein, dass der Prozentsatz mit der Zeit abnimmt, aber wir wissen
es nicht», erklärt die Tier-Schmerztherapeutin. Sie weist auf Parallelen zu uns Menschen hin: Auch da litten nach normalen Operationen zwischen 30 und 40 Prozent der Patienten jahrelang an
chronischen Schmerzen.
Einer verfolgt Spadavecchias Untersuchungen mit besonderem Interesse: Der grüne Luzerner Nationalrat Louis Schelbert hatte den Bundesrat per Motion verpflichten
wollen, untersuchen zu lassen, ob Enthornen zu Phantomschmerzen führt. Zu Schmerzen also, wie sie bei Menschen mit amputierten Gliedmassen auftreten können, aber auch bei Hühnern, deren
Schnabel coupiert wurde. Nachdem ihn der Bundesrat auf die laufenden Untersuchungen der Vetsuisse-Fakultät aufmerksam gemacht hatte, zog Schelbert seinen Vorstoss zurück. Inzwischen ist er
selber aus dem Nationalrat zurückgetreten – und findet es «skandalös, dass die Erkenntnisse den Bundesrat und die zuständigen Bundesämter nicht interessieren».
«Die Verwaltung hätte erste Ergebnisse in die Botschaft einarbeiten können oder mit der Publikation noch ein bisschen zuwarten können – aber nichts geschah»,
kritisiert er.
Spätestens jetzt müssten Bundesrat und Verwaltung zugeben, dass Enthornen für viele Tiere problematisch sei, findet Schelbert. Und kommt zum Schluss: «Das
Tierwohl ist schlicht nicht gefragt.» Ob sich interessierte Stimmbürgerinnen und Stimmbürger aus erster Hand informieren und eine eigene Meinung bilden werden können, ist mehr als fraglich.
Denn die Studie ist zwar zur Publikation eingereicht. Doch es wird, wie Spadavecchia befürchtet, kaum bis zum Abstimmungssonntag reichen.
Das will die Initiative
Die Hornkuh-Initianten um Bergbauer Armin Capaul fordern, dass der Bund Tierhalter finanziell unterstützt, wenn sie ihre Kühe und Ziegen nicht enthornen. Wie viel
Geld die Bauern pro Tier erhalten sollen, lässt der Initiativtext offen. Ursprünglich hatte Capaul einen Hörnerfranken gefordert: einen Franken pro Kuh und Tag. Die Kosten sollen gemäss den
Initianten anderswo im Landwirtschaftsbudget eingespart werden – wo genau, ist ebenfalls offen.
Ziel der Initianten ist es, dass weniger Tiere enthornt werden. Bundesrat und Parlament empfehlen die Initiative zur
Ablehnung. Abgestimmt wird am 25. November 2018. (mjb)